Erste Hilfe und Sofortmaßnahmen

Verbrennung und Verbrühung

Ruhe bewahren!

Verbranntes Körperareal sofort und ausreichend lange, d. h. 20 Minuten, unter fließendem kalten Wasser oder mittels Kühlakkus oder Eis in Stoffbeutel kühlen (je nach betroffener Körperstelle unter Wasserhahn oder auch mittels Dusche). Dabei Unterkühlungen vermeiden!

Sofort die bedeckende Kleidung entfernen. Außerdem ist diese Art der Kühlung eine sehr wirksamen Schmerzbekämpfung.

Bei großflächigen Verbrennungen Rettungsleitstelle 112 anrufen.

Vorsicht: die Ausdehnung und Schwere der Verbrennung ist meist größer, als es zunächst scheint.

Keine Salben, Puder oder sogenannte „Hausmittel“ auf verbrannte Haut aufbringen!

Verbrannte Hautbezirke mit einem sauberen Tuch, sterilen Kompressen oder Alu – Folie bedecken.

Jede Verbrühung oder Verbrennung muß ärztlich beurteilt werden bzw. behandelt werden. Bei rechtzeitiger klinischer Behandlung sind heute schwere Narbenbildungen oft zu verhindern oder zu minimieren. Dies gilt besonders für Hand und Gesicht.

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist wegen drohenden Komplikationen („Verbrennungskrankheit“, Schock) oft eine Klinikeinweisung unumgänglich.

Vergiftung, Verätzung

Ruhe bewahren!

Keine übereilten Maßnahmen durchführen, insbesondere kein Salzwasser, keine Milch geben, kein Erbrechen auslösen!

Bei lebensbedrohlichen Symptomen (Atemnot, Bewusstlosigkeit, Schock):
Tel.: 112 anrufen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen.

Anruf bei der Giftzentrale:
030 19240 oder 089 19240
oder Vergiftuns–Informations–Zentrale Freiburg 0761 19240

Folgende Angaben sind zu machen:
Alter und Gewicht des Kindes
Art und Menge des aufgenommenen Giftes
Pflanzenbeschreibung u.ä.
Symptome des Kindes (Benommenheit?, Hautfarbe?)
Zeitpunkt der Giftaufnahme
Rückrufnummer

Flüssigkeit nur nach entsprechender Empfehlung der Giftzentrale verabreichen. Nach Augenkontakt oder Hautkontakt mit Wasser Spülen. Nach Einatmung giftiger Gase Frischluftzufuhr. Reste des anzunehmenden Giftstoffes (Tablettenschachteln, Gebrauchsanweisungen, Pflanzenteile, Früchte,…) und ggf. Erbrochenes aufbe-wahren und dem Arzt mitbringen.

Anschließend nach den Empfehlungen der Giftzentrale vorgehen.

Krampfanfall, Bewusstlosigkeit

Ruhe bewahren, Uhrzeit feststellen!

Kind auf die Seite drehen, oder aufrecht auf dem Arm halten. Kein brüskes Festhalten, äußere Verletzungen durch Gewährleistung von Bewegungsfreiheit vermeiden.
Mundhöhle kurz mit dem Finger säubern, sofern der Mund ohne besondere Kraftanwendung geöffnet werden kann (Achtung Eigenverletzungsgefahr).

Rettungsleitstelle Tel.: 112 anrufen.

Am häufigsten sind sogenannte „Fieberkrämpfe“. Typische Konstellation: Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren, Fieber, plötzliche Bewußtseinsstörung (nicht ansprechbar, leerer Blick), Blauverfärbung, plötzliches „Steifwerden“, Verdrehen der Augen und / oder rhythmische Zuckungen der Gliedmaßen.

In den meisten Fällen hört der Krampfanfall nach 1 – 3 Minuten von selbst auf. Die Atmung wird wieder regelmäßig, die Haut wieder rosig, die Muskelspannung lockert sich. Bei offensichtlichem Fieber bereits vor Eintreffen des Notarztes Paracetamol als Zäpfchen verabreichen.

Bei erstmaligem Auftreten eines solchen Zustandes ist immer eine Klinikeinweisung erforderlich, da u.a. eine Hirnhautentzündung oder Hirnblutung ausgeschlossen werden müssen. Ein kurzzeitiger Krampfanfall bleibt meist folgenlos.

Affektkrämpfe (sogenanntes „Wegbleiben“ ausgelöst durch Schmerzen, Weinen, trotzige Erregung) beim Kleinkind haben nichts mit echten Krämpfen zu tun, obwohl es auch dabei zu einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit und Blauverfärbung kommen kann.

Nicht übertrieben ängstlich reagieren. Gelassen auf die spontane Lösung des Krampfanfalls (tritt immer nach max. 2 Minuten ein) warten. Zum zukünftigen Umgang mit ähnlichen Situationen den Arzt befragen.

Bei plötzlicher Bewusstlosigkeit ohne erkennbaren Grund Atmung überprüfen, bei nichtfeststellbarer Atmung Mund – zu – Mund, bzw. Mund – zu – Nase Beatmung beginnen.
Bei weiter bestehender Bewusstlosigkeit und Atemstillstand Herzdruckmassage beginnen (entsprechende Kurse bietet das Rote Kreuz an).

Rettungsleitstelle Tel.: 112 anrufen.

Erstickungsanfall, Verschlucken (Aspiration)

Plötzliche Atemnot und / oder krampfartiger Husten bei einem zuvor beschwer-defreien Kind ist meistens auf das Verschlucken eines Fremdkörpers (Aspiration) zurückzuführen. Gelangt ein Fremdkörper in die Atemwege, kommt es daneben oft zu pfeifenden Atemgeräuschen, manchmal auch zur Blaufärbung (Zyanose).

Besonders aspirationsträchtig sind Nüsse, kleine Plastikteile, (z.B. Lego – Bausteine, Inhalt von Überraschungseiern), kleine Münzen, aber auch Wurststückchen, Süßigkeiten, o.ä..
Deshalb: bis zum Alter von 5 – 6 Jahren Verzicht auf Nüsse und kleines Spielzeug!

Sofortmaßnahmen bei rasch zunehmender Atemnot und Blaufärbung:

Säugling:
Mit dem Gesicht nach unten auf Hand und Unterarm legen,
Kopf tief halten, mit dem Zeigefinger den Mund geöffnet halten,
dann mit der Hand 5 mal kräftig zwischen die Schulterblätter bzw. auf den oberen Rücken schlagen.

Kleinkind:
Mit dem Gesicht nach unten auf die Oberschenkel legen (dazu sitzende oder kniende Position einnehmen),
Kopf über die Knie hängen lassen,
dann mit einer Handfläche 5 mal kräftig zwischen die Schulterblätter bzw. auf den oberen Rücken schlagen

Bei ausbleibendem Erfolg in Rückenlage den Brustkorb im Bereich der unteren Brustbeinhälfte wie bei einer Herzdruckmassage 5 mal kräftig komprimieren

Möglichst parallel die Rettungsleitstelle 112 anrufen.
Wenn Sie alleine sind mit Freisprechfunktion anrufern !

Auch wenn das Ergebnis weniger dramatisch verläuft, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt zu Rate ziehen. Bei der Aspiration kleiner Fremdkörper kann der Husten nachlassen oder sogar aufhören, obwohl der Fremdkörper noch in den Atemwegen liegt.

In der Regel ist eine Abklärung bzw. Therapie mittels Spiegelung der Atemwege (Bronchoskopie) erforderlich.

Stromunfall

Typische Zeichen eines Stromunfalls sind: Auffindungssituation, sichtbare Strommarken, schneller und / oder unregelmäßiger Puls, Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinsstörung, Muskelverkrampfung und „Festkleben“ an der Stromquelle.

Stromzufuhr unterbrechen: Sicherung ausschalten, Stecker herausziehen (keinesfalls den Betroffenen anfassen, bevor die Stromzufuhr unterbrochen wurde).
Sollte eine Unterbrechung des Stromkreises nicht möglich sein, muß mit Hilfe eines nichtleitenden Gegenstandes (Holz, Gummi, Plastik, z.B. Besenstiel) die Stromquelle vom Betroffenen getrennt werden.

Erst wenn der Betroffene von der Stromquelle getrennt, wurde können weitere Rettungsmaßnahmen erfolgen:
Ist das Opfer bei Bewusstsein, sollte es mit erhöhten Beinen gelagert werden.
Die Strommarken (Ein- und Austrittsstelle des Stromes) 10 bis 15 Minuten mit kaltem Wasser kühlen.
Brandwunden anschließend mit Verbandsstoff abdecken.

Bei Atemstillstand muß eine Wiederbelebung versucht werden.

Möglichst parallel die 112 Rettungsleitstelle anrufen lassen.

Auch bei einem normal atmenden und bewusstseinsklaren Opfer muß eine ärztliche Untersuchung der Herztätigkeit einschließlich einer EKG – Untersuchung erfolgen. In jedem Fall sollte der Betroffene stationär eingewiesen werden.

Ertrinkungsunfall

Ruhe bewahren!

Aufgrund des Tauchreflexes reagieren Kleinkinder und Säuglinge auf das Eintauchen des Gesichtes in Wasser mit einem reflektorischen Atemstillstand, der sich erst beim Auftauchen wieder löst (Babyschwimmen). Bei Unfällen kann es dadurch zum Kreislaufstillstand kommen.

Kind aus dem Gefahrenbereich holen
Bewusstseinszustand prüfen: wach und ansprechbar? orientiert?
Atmung und Herzaktion überprüfen !
Bei nichtfeststellbarer Atmung sofort Mund – zu – Mund, bzw. Mund – zu – Nase
Beatmung beginnen.
Bei weiter bestehender Bewusstlosigkeit und Atemstillstand Herzdruckmassage beginnen (entsprechende Kurse bietet das Rote Kreuz an).

Möglichst parallel die 112 anrufen lassen.

Wiederbelebungsmaßnahmen sollten in jedem Fall versucht werden, auch bei längerem Untertauchen. Besonders bei Unterkühlung durch kaltes Gewässer muss die Wiederbelebungsmaßnahme so lange durchgeführt werden, bis die Körpertemperatur durch aufwärmen wieder normal ist.

Schädelhirntrauma

Ein Schädelhirntrauma tritt häufig nach Stürzen oder Schlägen auf den Kopf ein. Dies kann mit plötzlicher Bewusstlosigkeit einhergehen. Es drohen Unterkühlung, Atemstörung oder gar Kreislaufstillstand. Auch bei harmlos erscheinenden Stürzen oder Verletzungen sollte der Arzt aufgesucht werden.

Ruhe bewahren!

Bewusstseinszustand prüfen: wach und ansprechbar? orientiert?

Bei Bewusstsein:
Oberkörper 30° hochlagern
Auf jeden Fall den Arzt aufsuchen.

Bei Bewusstlosigkeit: sofort die 112 anrufen!
Die Atemwege freihalten und in die stabile Seitenlage legen

Den Eigentransport unterlassen, da durch evtl. Einblutungen in das Gehirn das Bewusstsein im Verlauf schwinden kann und dies zu nicht behandelbaren Situationen auf dem Privattransport führen kann.

Bei offenen Schädelverletzungen:
Verletzung mit einem sterilen Tuch abdecken und ggf. mit einem Kopfverband sichern.
Sofort den Notarzt verständigen!

Frakturen

Bei Knochenbrüchen kommt es bei Kindern nicht immer zum vollständigen Durchbruch des Knochens („Grünholzfraktur“). Aus diesem Grund können Brüche auch manchmal nach Stürzen übersehen und die Zeichen erst spät erkannt werden.

Brüche sollten durch Schienung der betroffenen Stelle über zwei Gelenke hinweg ruhig gestellt werden.
Bei Verdacht auf Brüche der Wirbelsäule oder der Rippen sollte das Kind nicht bewegt werden, es sei denn, es muß aus einer Gefahrenzone entfernt werden.

Sonst nur vom Rettungspersonal mit Spezialmatratzen und Schienen versorgen lassen.
Das Kind mit einer Decke o.ä. vor Auskühlung schützen
Die Atmung und den Bewusstseinszustand überwachen!

Rettungsleitstelle Tel.: 112 anrufen.

Fieber

Fieber ist eine Reaktion des Körpers auf Erreger, die der Körper abwehren will. Es werden vermehrt Abwehrstoffe freigesetzt und deren Neuproduktion angeregt. Fieber bis 39,5 °C kann der Körper gut verkraften, sofern er vorher gesund war.

Bei großen Kindern können Fiebersaft oder Zäpfchen zur Fiebersenkung eingesetzt werden. Eine schonende Fiebersenkung ist durch Wadenwickel zu erreichen. Dabei sollten Arme und Beine jedoch warm sein.

Bei Schüttelfrost und Kreislaufzeichen mit blauen Händen und Füßen ist ein Arzt zu befragen. Es ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erhalten bleibt.

Bei Säuglingen bis zu 6 Monaten ist Fieber immer kritisch zu werten, da bei ihnen Bakterien und Viren zu schweren Krankheiten führen können und das Fieber in manchen Fällen erst auftritt, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist (z.B. Harnwegsinfektion, Sepsis (Blutvergiftung)).
Hier sollte immer ein Arzt aufgesucht werden und die Ursache geklärt werden.

Durchfall

Bei Kindern kann Durchfall, aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsverlustes, sehr schnell zu Austrocknung führen. Je kleiner das Kind, desto schneller tritt diese „Austrocknung“ ein. Bei Säuglingen kann dies innerhalb weniger Stunden zu einer lebensbedrohlichen Kreislaufbeeinträchtigung führen. Kommt dann noch Erbrechen hinzu, kann es sehr schnell zu hohem Fieber und Atemstörungen kommen. Es kann zum Kreislaufzusammenbruch führen.

Deshalb sollten Säuglinge auf jeden Fall schnellstmöglich einem Arzt zur Untersuchung vorgestellt werden.
Es ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erhalten bleibt.
Bei größeren Kindern Flüssigkeit in kleinen Portionen anbieten, z.B. gesüßte Tees oder Mineralwasser ohne Kohlensäure
Fieber sollte mit Fiebersaft gesengt werden, um so den Appetit und das Trinkverhalten zu verbessern.
Zur Stuhlfestigung können je nach Alter Möhrensäfte, Bananen, geriebener Apfel (min. 10 Minuten stehen lassen bis er braun ist), trockener Reis, Salzstangen oder helles Brot gegeben werden.
In der Regel liegen diesen Erkrankungen Virusinfekte zu Grunde, die nach 2 – 3 Tagen wieder abklingen.
In manchen Fällen können aber auch Bakterien die Erkrankung verursachen. Bei ausbleibender Besserung oder bei Verschlechterung ist ärztlicher Rat angezeigt.

Erbrechen

Erbrechen kann als sehr vielseitiges Symptom gelten. Eine banale Magen- Darmerkrankung kann als erstes Symptom Erbrechen haben. Es gibt aber auch eine Reihe anderer Erkrankungen, die mit Erbrechen einhergehen; z.B. können Erkrankungen des Zentralen Nervensystems als erstes Symptom Erbrechen haben.

Dem Kind löffelweise gezuckerten Tee anbieten.

Kinder sollten bei anhaltendem Erbrechen immer schnell einem Arzt vorgestellt werden, um die Ursachen klären zu können.
Säuglinge sind aufgrund ihrer unzureichenden Reservevolumen bei mehrmaligem Erbrechen von Austrocknung bedroht.
Es sollte aber vom Spucken des Säuglings unterschieden werden.

Im Zweifelsfall aber immer den Arzt oder die Hebamme befragen.